Kneipp Interview aus Gaby van Emmerich

Das Interview ist auch unter der Internetadresse http://www.kneipp-naturkind.de/de/philosophie/die_wichtel_zeichnerin.html zu finden.

Kneipp: Frau van Emmerich wo bekommen Sie Ihre Ideen her? Wer inspiriert Sie dazu?

Ideen entstehen ganz unvermittelt, beim Autofahren, beim Spazierengehen oder an der Kasse, selten direkt an meinem Schreibtisch. Plötzlich ist die Idee, das Bild da.  Eine gute Idee merke ich mir. Meistens zumindest. Später im Atelier setze ich das um. Dann beginne ich mit einer einfachen Skizze.

Kneipp: Wo, an welchem Ort sind Sie am kreativsten?

Das ist nicht ortsgebunden. Ich fahre gerne Zug, auf dem Weg zu einem Ziel kann man sich viele Dinge ausdenken. Und auch umsetzen  – dank Skizzenbuch oder iPad.

Kneipp: Wann ist eine Illustration für Sie eine gute Illustration?

Eine Illustration finde ich dann gut, wenn sie dem Betrachter Raum für eigene Gedanken und Vorstellungen lässt. Sie darf viel erzählen, aber nicht alles. Wenn die Zusammenarbeit zwischen Texter und Illustrator gut funktioniert, dann ergänzen sich Bild und Worte. Dann wird die Geschichte lebendiger und facettenreicher. Bildet die Illustration nur das ab, was der Text beschreibt – oder umgekehrt – heben sich ihre möglichen Wirkungen gegeneinander auf.

Kneipp: Was macht Ihre Arbeit als Illustratorin so spannend?

Ich finde es toll, mit dem Zeichenstift Figuren zum Leben zu erwecken. Am Wichtigsten sind mir immer die Augen. Wenn sie zu strahlen beginnen, entwickelt die Figur im Laufe der Zeit ihren eigenen Charakter. Dann wird sie mir sympathisch und wächst mir ans Herz.

Kneipp: Warum sind Sie Illustratorin geworden?

Ich habe schon immer gerne gemalt und gezeichnet. Mein Lieblingsfach in der Schule war Kunst. Ich hatte einen sehr engagierten Lehrer der Kunst gut vermitteln und uns Schüler begeistern konnte. Ich hatte plötzlich eine vage Idee von dem, was ich später einmal machen wollte.

Kneipp: Welchen Bezug haben Sie zu ihren eigenen Bildern?

Einen sehr persönlichen. Schließlich steckt in vielen Illustrationen tagelange Arbeit. Mit den ersten Wichteln, die ich für Kneipp Naturkind gezeichnet habe, habe ich sogar einige Wochen im Atelier verbracht. Wenn man so viel Zeit miteinander verbringt, freundet man sich miteinander an. Da geht es aber um die Charaktere, die entstanden sind, nicht um das Bild auf dem Papier oder im Computer.

Kneipp: Gibt es ein Objekt oder ein Thema, was für Sie besonders schwer zu illustrieren ist?

Am liebsten zeichne ich Menschen oder Tiere. Entsprechend fällt es mir schwerer, wenn ich Dinge oder Gegenstände zeichnen muss.

Kneipp: Wo liegt für Sie der Unterschied zwischen Kunst und Illustration?

Das leitet sich vom Begriff ab. „Illustrare“ bedeutet „erleuchten“. Die Illustration „erleuchtet“ einen Text oder eine Geschichte, ist also zweckgebunden. Illustration geht immer Hand in Hand mit einer Idee, und ist an jemanden gerichtet. Ein Kunstwerk jedoch verfolgt kein Ziel. Es steht eigenständig für sich und wächst im besten Falle über seinen Schöpfer hinaus.

Kneipp: Ist es schon einmal vorgekommen, dass Ihre Illustration dem Kunden gar nicht gefallen hat?

Aber ja.

Kneipp: Was haben Sie dann gemacht?

Es wäre falsch, wenn ich behaupten würde, dass mir das nichts ausmachen würde. Aber es hilft ja nichts: Ich versuche dann zu verstehen, wieso es dem Kunden nicht gefällt. Ich frage nach, spreche mit anderen und suche dann nach einem neuen Ansatz, um das Gewünschte mit dem Möglichen zusammenzubringen.

Kneipp: Wie gehen Sie an die Arbeit, wie ist Ihr Schaffensprozess?

Die meiste Vorarbeit geschieht im Kopf. Dort entsteht nicht nur die Idee, dort nimmt auch die Illustration erste Gestalt an. Dann versuche ich mich während des Zeichenprozesses an dieses Bild anzunähern. Je klarer ich das Bild vor mir sehe, desto leichter fällt mir die Umsetzung. Erscheint es nur vage, muss ich manchmal Umwege gehen, ausprobieren, Fehler machen, um mein Ziel zu erreichen.

Kneipp: Wie würden Sie Ihren Stil beschreiben?

Das ist eine schwierige Frage. Eine genauere stilistische Einordnung würde ich gern anderen überlassen

Kneipp: Welche Techniken verwenden Sie?

Ich beginne immer mit einer ersten Zeichnung, die ausgearbeitet wird. Farbe kommt erst später ins Spiel. Ich arbeite gerne mit den unterschiedlichsten Materialien, Farben und Stiften. Heute wird natürlich auch der Computer immer wichtiger.

Kneipp: Was wäre Ihr absolutes Traumprojekt?

Am liebsten illustriere ich Bilderbücher. Es macht mir ungeheueren Spaß, mich in einer Geschichte zu bewegen, deren Ausmaß ich selber definieren kann. Auch wenn der Urheber des Textes ein anderer ist, so beinhaltet dieser Umstand immer die Chance, sich gegenseitig die „Bälle“ zuwerfen zu können. Bei den Wichteln von Kneipp Naturkind ist es eigentlich nicht anders: Hier gibt es zu jedem Wichtel auf einem der Produkte eine kleine Geschichte. Aus ihnen entsteht eine eigene Welt, in der sich die Wichtel bewegen können. So gesehen gehören die Wichtel auf jeden Fall zu meinen „Traumprojekten“!

Kneipp: Was machen Sie wenn Sie nicht gerade Arbeiten/Illustrieren?

Meine zweite große Leidenschaft ist die Farbmalerei. Dort kann ich mich im besten Falle von allen Bildern und Vorstellungen verabschieden und mich von dem, was gerade im Moment mit der Farbe, der Leinwand und mir passiert, überraschen lassen.

Kneipp: Welche Tipps können Sie jemand geben, der den gleichen Beruf ergreifen möchte wie Sie?

Niemals seine Träume aufgeben. Auch bei Niederlagen „dranbleiben“.

Kneipp: Wie sieht Ihr Arbeitsplatz aus? Eher chaotisch oder eher aufgeräumt?

Von meinem Atelier aus blicke ich in einen kleinen Garten. Dorthin kommen oft Vögel, denn er ist eine kleine grüne Oase mitten in der Stadt. Außerdem umgebe ich mich gerne mit Figuren. Meine Lampe wird von einem rosa Schwein im Bademantel gehalten und mein Maskottchen ist Flips, die Maus. Sie steht immer auf meinem Schreibtisch und  bringt mir Glück. Nicht zuletzt ist eine gute Kaffeemaschine in Reichweite.

Kneipp: Wissen Sie noch was Sie als Kind am liebsten gemalt haben? 

Immer Gesichter. In der Schule habe ich zum Ärger meiner Lehrer auf den Heftrand gezeichnet und heute zeichne ich beim Telefonieren zum Leidwesen meiner Familie auf alles, was in Reichweite herumliegt.

Kneipp: Wie wird man Illustratorin?

Ich habe Kommunikationsdesign in Essen studiert. In diesem Studiengang gab es ganz verschiedene Ausrichtungen: Typografie, Buchgestaltung, Schriftentwicklung, aber auch Fotografie und Film. Ein weiteres Fach war Illustration bei Professor Otto Näscher. Das Gute am Studium war, dass man sich nicht direkt entscheiden musste, man konnte vieles ausprobieren. Dass ich letztendlich bei der Illustration gelandet bin, habe ich auch einem Freund zu verdanken: Matthias Karl hat mich während des Studiums gefragt, ob ich einen von ihm geschriebenen Text illustrieren kann. Dafür habe ich nicht nur „einen Schein“ in der Uni bekommen, sondern auch die Zusage des Neugebauer-Verlages, das Buch zu verlegen. Ich war zur richtigen Zeit am richtigen Ort, da war auch viel Glück im Spiel. „Die Kinder und der rote Ball“ ist mein erstes Kinderbuch geworden.

Kneipp: Was würden Sie Kindern raten, die gerne so zeichnen können würden wie Sie?

Ich möchte und kann Kindern da gar keinen Rat geben. Im Gegenteil. Ich wünsche mir manchmal, wieder so zeichnen zu können wie Kinder: spontan, direkt und unbekümmert.

Gaby van Emmerich - Illustration für Hintergrund